Wir sind mehr!

08.10.18

mopped_gegen_nazis_rund_300 In kurzer Folge sind im Rahmen von Auseinandersetzungen in Chemnitz und Köthen zwei Menschen gestorben. Einer wurde erstochen, der andere starb an den Folgen eines Herzinfarktes. Beide Todesfälle sind tragisch und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die unmittelbaren Reaktionen aber, die die beiden Todesfälle hervorgerufen haben, zeigen in erschreckender Weise, wie fragil das gesellschaftliche Gleichgewicht in Deutschland mittlerweile ist.

In den letzten Wochen kam es zu Aufmärschen und Zusammenrottungen teilweise mit pogromartigen Szenen in verschiedenen Städten. Die nach alten „Werten“ rufende Rechte setzt ihre Ideologie erneut um, People of Colour, Gegner*innen der Nazis und Journalist*innen werden durch die Städte gejagt, beschimpft und verprügelt. In allen Teilen Deutschlands motivieren die von der Staatsmacht kaum behinderten Ausschreitungen Faschos offenbar dazu, noch härter zuzuschlagen.

Nazis instrumentalisieren schon wieder den tragischen Tod von Menschen, die „demokratischen“ Parteien instrumentalisieren das Volk, die rechten Parteien instrumentalisieren die „Demokratie“. Resultat ist der Populismus, der überall in Europa im Aufschwung bzw. bereits an der Macht ist. Gehetzt wird gegen Nicht-Deutsche und Nicht-Deutsch-Aussehende, Andersdenkende und alle Anderen, die nicht in die „arische“ Gesellschaftsutopie passen. In Chemnitz wurde und wird die Hetze in handfeste Taten umgesetzt. Dazu kommt, dass für viele offenbar die deutlich sichtbare Teilnahme von Nazis an Demonstrationen kein Grund mehr ist, sich abzuwenden. Rechtsradikales Verhalten und Denken scheint wieder (oder gar noch?) so fest in den Köpfen der Bevölkerung verankert zu sein, dass alle Hemmschwellen gefallen sind, sich mit „Sieg Heil“ brüllenden und offen Nazi-Embleme tragenden Schläger*innen in eine Reihe zu stellen mit den Worten „ich bin ja kein Nazi, aber …“.

Und es wird so weitergehen. Der rechte Mob tobt und es scheint, als wolle und könne niemand etwas dagegen tun. Im Gegenteil – die sogenannten bürgerlichen Parteien sind offenbar in vielen Gegenden nicht mehr in der Lage, sich sichtbar und selbstbewusst vom braunen Rand unserer Gesellschaft abzusetzen – verzweifelt wird um Wählerstimmen gebuhlt mit immer härteren Restriktionen für Geflüchtete und einer Europapolitik der Abschottung. Diese „Hilflosigkeit“ erinnert an die gesellschaftlichen Verhältnisse und bürgerlichen Verhaltensweisen in den 30er Jahren. Dass uns nichts weiter bleiben soll, als beschämt zuzusehen, weigern wir uns zu glauben.
Deswegen ist es für uns jetzt unumgänglich, uns dem Nazimob entgegenzustellen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht „das Volk“ sind – auch wenn sie es noch so häufig brüllen. Wir dürfen nicht zulassen, dass noch mehr Menschen dem geifernden Hass der Rechten zum Opfer fallen. Lasst uns die laute Mehrheit sein!

Wir, die Redaktion der Megaphon, Zeitschrift des Verbands der Motorradclubs Kuhle Wampe, rufen alle dazu auf, sich an Bündnissen gegen die Nazis zu beteiligen. Schließt euch zusammen, geht auf die Straße und helft gemeinsam mit anderen mit, den neuen und alten Faschist*innen etwas entgegen zu setzen!

No Pasaran!