1. Mai – nicht nazifrei

13.05.19

1._Mai_-_nicht_nazifrei

Seit vielen Jahren steht der 1. Mai in Chemnitz, wie in vielen anderen Städten auch, unter der Fahne des Deutschen Gewerkschaftsbundes auf dem Neumarkt. Nachdem sich die AfD in den letzten Jahren auch hier immer breiter gemacht hat, hatten sie bereits im März 2018 den Neumarkt für eine Kundgebung am 1. Mai 2019 angemeldet. Die Stadt Chemnitz ließ sich tatsächlich über 1 Jahr lang Zeit, um diese Anmeldung abzulehnen. Mit 500 bis 1.000 Teilnehmenden und hohem Besuch hatte die rechte Partei, die aktuell mit 2 Vertretern im Stadtrat sitzen und somit fraktionslos ist, aufgewartet. Die Rede war von Gauland, Meuthen und Urban. Bestätigt wurden dann Beatrix von Storch (stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Bundesfraktion) Jörg Urban (Vorsitzender AfD Sachsen), Maximilian Krah (Europakandidat und stellvertretender Vorsitzender AfD Sachsen) und Nico Köhler (Landtagskandidat und AfD Kreisvorstand Chemnitz). Den gewünschten Platz erhielten sie aber nicht und mussten ein paar Meter weiter, hinter das neue Rathaus weichen. Laut Tino Schneegass, Sprecher der AfD, sei die Verwaltung „offensichtlich unfähig“, da die AfD doch zuerst angemeldet hatte. Die Verwaltung handelt zum Glück nicht nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt…“ sondern nach Tradition.

Bereits früh um 9 Uhr trafen sich nach Aufruf von „Aufstehen gegen Rassismuss“ ca. 1.100 Demonstrierende. Unter Ihnen Hanka Kliese (SPD-Landtagsmitglied), Volkmar Zschocke (Grünen- Landtagsmitglied), Susanne Schaper (Landtagsmitglied Linke), Frank Müller-Rosentritt (FDP- Bundestagsmitglied), Alexander Dierks (CDU-Generalsekretär Sachsen), Martin Dulig (SPD- Vorsitzender Sachsen), Ralf Hron (DGB-Regionalchef), Gabi Engelhardt (Aufstehen gegen Rassismus). In Begleitung von Sprechchören und Polizei machte sich die Demo vom Nischel über Theaterstraße und Falkeplatz auf den Weg zum Neumarkt. Kurz nach 10 Uhr traf die Demo auf die Kundgebung des DGB auf dem Neumarkt. Die Polizei spricht von bis zu 2.300 Gästen.

Zwischen den beiden Kundgebungsorten waren Fahrzeuge und Personal der Polizei positioniert. Nico Köhler, selbsternanntes Social Media Genie der AfD, begab sich unter regem Protest an den Rand der Antirassismus-Demo. Nach Diskussion mit Felicia Kollinger-Walter (FDP) und ausgesprochenem Platzverweis der Polizei machte er sich wieder vom Acker. Bereits am 9.11. hatte er sich medienwirksam beim Gegenprotest in Szene gesetzt.

Die Veranstaltung des DGB lief noch bis ca. 13 Uhr weitestgehend ruhig ab. Unter musikalischer Begleitung von Yellow Umbrella kam es immer wieder zu lautstarken Sprechchören, die den Redenden der AfD und ihren tatsächlichen 250 Gästen die Demo vermiesten. 3 Mitglieder und 1 Sympie fanden an diesem Tag den Weg nach Chemnitz – trotz Nieselregen und genügend anderer Auswahl an Gegenprotesten in ganz Sachsen.

KW Pleißenburg

Quellen: Freie Presse, 02.02.2019, 30.04.2019 Polizei Sachsen