Vorbild Hessen: Verkehrssicherheit für Motorräder

09.06.13

euskirchener modell B276 Seit den 1980er Jahren beschäftigt sich der Verband der Motorradclubs Kuhle Wampe immer wieder mit dem Thema Verkehrssicherheit und da im Besonderen mit den Leitplanken oder Schutzplanken, wie sie behördlich richtig genannt werden.

Bei einem Treffen mit dem zuständige Verkehrsdezernent von Hessen Mobil im Bereich Mittelhessen, Herbert Diehl, konnten sich Mitglieder des Marburger Kuhle Wampe Clubs darüber informieren, auf welchem Stand der Sicherheit für Motorradfahrende sich unsere Straßen in den einzelnen Bundesländern befinden. Bei diesem Treffen entstand das Interview mit ihm und seinen Kollegen Holger Heinrich und Willi Donath von der AG Biker bei Hessen Mobil.

Die erste Erkenntnis betrifft die Zuständigkeiten: die Verkehrsbehörden der Landratsämter sind ausschließlich für Vorschriften und Anweisungen nach der StVO zuständig, Hessen Mobil als Straßenbaubehörde für den tatsächlichen baulichen Zustand der Straßen. Das große Engagement dieser Behörde ist eine zweite, erfreuliche Erkenntnis. Tatsächlich wird in Hessen sehr viel getan. Seit Ende 2010 gibt es die Arbeitsgemeinschaft „Hessen Mobil für Biker“, die aus Motorradfahrenden und nicht Motorradfahrenden Mitarbeitern unterschiedlicher Fachbereiche besteht. Die AG hat es sich zum Ziel gesetzt, die Sicherheit der hessischen Straßen noch stärker den Bedürfnissen der Motorradfahrenden anzupassen. So sind hier das Euskirchener Modell, der Abbau unnötiger Schutzplanken und die Entfernung gefährlicher Betonkästen am Straßenrand u. Ä. keine böhmischen Dörfer, sondern gehören zum Behördenalltag. Ein weiterer Punkt betrifft z. B. die Wahl der richtigen Farbe für Markierungen auf Straßen, die es ermöglicht, die Schichtdicke bei ein paar Zehntel-Millimetern zu belassen, um unnötige Erhebungen auf der Fahrbahn zu vermeiden.

enger gestellte Leitpfosten 1 Absolut innovativ ist aber mit Sicherheit die Einführung der Streckenwart-Schulungen. Jede Straßenmeisterei hat Streckenkontrolleure, die sich um die Beschaffenheit der Straßen kümmern und diese kontrollieren. In Hessen wurden bisher rund 50 Streckenwarte in Bereichen von stark frequentierten Motorradstrecken speziell zum Thema Motorradsicherheit geschult: sie betrachten die Straße aus motorradfahrerischer Sicht. Ist der Gullideckel zu hoch oder der Splitkasten am Rand zu sehr im Bereich einer gefährlichen Kurve? Wie griffig ist der Asphalt, wie tief die Schlaglöcher, wie gefährlich die Schutzplanke oder die Pfosten etwaiger Leitschilder? Diese Themen sind hier Alltagsgeschäft und Lösungen wie z.B. flexible Leitpfosten aus Kunststoff oder eine Doppelmarkierung in scharfen und gefährlichen Kurven sind nichts Besonderes mehr, sondern sollen auf stark von Motorrädern befahrenen, gefährlichen Straßenabschnitten eher zum Standard werden. Jeder der 17.000 km Straße in Hessen wird mindestens einmal pro Woche im Hinblick auf seinen Zustand kritisch betrachtet.

Zusätzlich zu diesen alltäglichen Arbeiten führt Hessen Mobil auch Langzeitstudien über drei oder fünf Jahre durch mit gezielten Fragen wie z.B. Unfälle bei Nässe, Baumunfälle oder eben Motorradunfälle. Durch solche Sonderauswertungen ergibt sich ein detailliertes Bild der Unfallhäufungen.