Von Stolpersteinen und dem Matrosenaufstand

15.12.22

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Der November ist traditionell einer der ereignisreichsten Monate für uns Kieler Wampen. Wir engagieren uns bei Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen – und erinnern an dunkle Zeiten die nie wiederkehren sollen.
Seit vielen Jahren schon beteiligen wir uns zusammen mit anderen linken Organisationen und Gewerkschaften an dem Gedenken an den Matrosenaufstand 1918, der in Kiel seinen Anfang nahm: Nachdem die deutsche Hochseeflotte den selbstmörderischen Befehl, die britische Grand Fleet zur finalen Schlacht des ersten Weltkrieges herauszufordern, verweigerte, wurden zahlreiche Matrosen noch auf der Fahrt nach Kiel festgenommen. Das führte zu massiven Protesten, denen sich die Kieler Arbeiterschaft und später auch Teile des Heeres anschlossen. Viele Matrosen verließen anschließend Kiel und trugen den Protest so ins ganze Land.
Auf dem Eichhof-Friedhof in Kiel liegen einige Gefallene der Novemberrevolution im Halbkreis um einen Gedenkstein, der auf die letzte Ruhestätte der Revolutionär*innen hinweist. Unter unserem Transpi „Die Waffen nieder“, welches leider nie an Aktualität verliert, hielt Stephan eine sehr bewegende Rede, die ihr im Anhang findet.

Gefolgt wird dieses Gedenken von der Aktion „Unser Stadtteil leuchtet“ – dabei werden die von Gunter Demnig verlegten Stolpersteine rund um die Holtenauer Straße geputzt und es werden kurze Erinnerungsreden gehalten, in denen auf die Lebensumstände der deportierten und ermordeten Menschen eingegangen wird. Kerzen werden angezündet und Blumen niedergelegt. Dieses Jahr betreuten wir den Stolperstein des 1940 ermordeten Antifaschisten Herbert Henning. Er wurde verhaftet, weil der die verbotene Zeitung „Arbeiterwelt“ verteilte. Später wurde er wegen „Hochverrat“ erneut verhaftet und letztendlich im KZ Sachsenhausen ermordet. Nun erstrahlt sein Stein in neuem Glanz und mahnt die Lebenden.


Den Abschluss des andächtigen Herbstes bildet das Gedenken an den rechtsextrem motivierten Brandanschlag auf zwei Mehrfamilienhäuser 1992 in Mölln, bei dem 3 Menschen starben und 9 schwer verletzt wurden. Zum 30. mal jährt sich die abscheuliche Tat, die bundesweit Bestürzung ausgelöst hatte. Im Kieler Stadtteil Gaarden-Ost wurde ein Platz nach der getöteten Großmutter zweier Mädchen in Bahide-Arslan-Platz umbenannt, auf welchem die Abschlusskundgebung der diesjährigen Demonstration am 23. November stattfinden wird. Nicht nur im Rahmen unserer Aktivität beim Runden Tisch gegen Faschismus und Rassismus werden wir als Kuhle Wampe Kiel dabei sein und mit allen anderen Mitstreiter*innen einen würdigen Abend erleben.

Die Rede von unserem Stephan