Punks und grüne Bändchen

08.09.19

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Das erste Mal, als die Regensburger Wampen mit Leuten von der Resistenza Antifascista Ratisbona (kurz: RAR) in Kontakt kamen, waren sie noch in einer Gruppierung namens „Königlich Bayerische Antifa Regensburg“ unterwegs. Der Name hatte sich inzwischen geändert – der Kontakt ist jedoch geblieben. Wir haben uns immer wieder auf diversen Demos und Kundgebungen zusammengefunden und gegenseitig wertschätzen gelernt.

Dass die Wampen als Ordnungskräfte gut funktionieren, haben die Aktiven der RAR zum ersten Mal bei einer Demo in Passau wahrgenommen. Aufgrund dieser Erfahrung kam es dann nicht wirklich überraschend, dass, als das 45. Hoffest des JUZ in Burglengenfeld anstand, der Regensburger Club als Ordnungsdienst für den Samstag angefragt wurde. Auf der Regio am Schweinefest wurde die Aktion von uns beworben und so haben sich dankenswerterweise auch noch Thomas und Chris von den Geyern und die Regio-Mitglieder Frosch,Fluke und Patrick bereits am Freitag als Unterstützung in Burglengenfeld eingefunden. Alle Beteiligten, Veranstaltende wie Gäste, freuten sich auf einen bunten und lauten musikalischen Abend. Zum allgemeinen Entsetzen machte uns jedoch das Wetter mit einem Gewitter samt Starkregen einen gehörigen Strich durch die Rechnung – und zwar gerade in dem Moment, als unsere Regensburger Clubkameradin Freya mit ihrer Band Reysswolf zu den ersten Tönen ansetzen wollte. Die schon etwas verwegene Zeltkonstruktion auf der Bühne war den Wassermassen nicht gewachsen und stürzte nach kurzer Zeit ein. Die Musizierenden konnten rechtzeitig ins Trockene flüchten, aber leider wurde einiges an Equipment beschädigt. Die ganze Sache war sehr ärgerlich und hatte leider auch für den 2. Tag des Festes Konsequenzen. Nachdem die Bühne im Außenbereich nicht mehr nutzbar war und vorzeitig abgebaut wurde, hatten einige Bands kurzerhand ihre Auftritte für den Samstag Abend abgesagt, was das geplante Line Up erheblich verkürzte. Nach dem Motto „the Show must go on“ versuchten die Veranstaltenden, das Beste aus der Situation zu machen. Es standen natürlich im Jugendzentrum Räumlichkeiten für die Auftritte der verbliebenen Bands zur Verfügung, jedoch mit wesentlich weniger Gästekapazität.

Aber egal, ob sich bis zum Abend viele oder weniger Gäste einfinden würden – für die Ordnung an diesem Tag waren wir zuständig und so fanden sich alle Wampen am Samstag Mittag zu einer Besprechung zusammen. Durch unseren Clubkollegen Kai war ein professioneller Sicherheitsmann anwesend, der dann nach kurzer Zeit mit uns zusammen einen Dienstplan erarbeitet und auf die Details der notwendigen Kontrollen hingewiesen hat. Gerade bei der Einlasskontrolle und der Kasse hatten die Organisierenden des Festes am Vorabend die ein oder andere Schlamperei festgestellt. So haben sie uns gegenüber den Wunsch geäußert, durchaus konsequent zu agieren – auch wenn dies wahrscheinlich das sehr alternative Publikum etwas irritieren würde.
Und so kam es dann auch … Wir mussten teilweise ausführlich erläutern, warum wir einen Blick in wirklich jedes mitgebrachte Behältnis, sei es Jute-Beutel, Herrenhandtasche oder selbst gehäkelten Rucksack werfen wollten, um die Einfuhr von Hochprozentigem zu unterbinden. Als wir dann noch jeden Gast mit einem grünen Einlassbändchen ausgestattet haben und absolut keine Ausnahme zuließen, sahen wir in so manch ungläubiges bzw. verständnisloses Gesicht.
Letztendlich haben sich aber alle mit dem Procedere abgefunden.

Am Nachmittag mussten wir dann leider erfahren, dass vier Teilnehmende einer antifaschistischen Demo gegen die „Prollcrew“ in Schwandorf, zu der viele Menschen vom JUZ gefahren sind, von der Polizei vorübergehend festgesetzt wurden. Die Vorwürfe reichten von Verstößen gegen das Versammlungsgesetz bis hin zu Körperverletzung. Lt. Aussage der Teilnehmenden versuchten Rechte am Rande immer wieder zu provozieren und Antifaschisten*Innen zu fotografieren.
Nach Beendigung der Demo kamen dann von Seiten der Polizei Schlagstöcke und Tränengas zum Einsatz, die damit lt. eines Zeitungsberichts auf Flaschenwürfe im Vorfeld reagierten. Nach ein paar Stunden konnten die festgenommenen Personen die Wache verlassen und trafen zum Teil wieder auf dem Gelände des JUZ ein.

Der restliche Abend verlief in größtenteils gelöster und absolut friedlicher Stimmung. Kai drehte mit wechselnder Begleitung unermüdlich seine Runden über das Gelände und auch alle anderen „Posten“ funktionierten tadellos. Die Bands gaben auch ohne Freiluftatmosphäre ordentlich Gas, so dass das Hoffest im JUZ trotz aller Widrigkeiten zu einem guten Ende fand.

Die Organisierenden waren auf jeden Fall mit unserem Ordnungsdienst hochzufrieden – obwohl oder gerade weil wir so konsequent agiert haben.

Anschi
KW Regensburg