Zum Aufladen der antifaschistischen Batterien

30.04.18

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Auch dieses Jahr hat die Pleißenburg beschlossen, dass es eine Auftakttour geben soll, gemeinsam mit Mitgliedern der Region Ferner Osten. Ziel sollte Terezin im schönen Böhmen sein. Die Strecke verspricht angenehmes Kurvenfahren und schöne Landschaften, die Stadt selbst Geschichtswissen und Gedenken, denn die sogenannte Kleine Festung der früheren Garnisonsstadt war zur Zeit des 3. Reichs das Konzentrationslager Theresienstadt.

Nach langer Planung und einigen Verständigungsschwierigkeiten beim Buchen der Unterkunft rückte der bestimmte Samstag endlich näher. Einige Nerven lagen bis dahin allerdings schon flach, als es daran ging zwei der Motorräder wieder fahrtauglich zu machen. Ideenreichtum und Ausdauer des Schraubers halfen allerdings dabei auch diese Hürde zu nehmen und so rollten Samstagmorgen 16 Zweiradmotorisierte zusammen von Leipzig aus über diverse Landstraßen Richtung Erzgebirge, die Sonne und strahlendblauer Himmel beständig über uns. Auf tschechischer Seite fiel uns sogleich die Lässigkeit unserer südlichen Nachbarn auf, als in den Serpentinen ins böhmische Becken hinein nur ein schlichtes Baustellenschild darauf hinwies, dass es auf der vor uns liegenden Strecke zu Bauarbeiten kommen könnte. Die äußerten sich dann allerdings durch über kilometerlang abgefräste Vorleger-große Flecken in der Asphaltdecke, so dass die Abfahrt eher ins Slalomfahren ausartete. Der Rest der Strecke allerdings konnte man über meist einwandfreie Straßen rollen und das schöne Böhmen genießen. Obwohl nicht ganz klar war ob unser Autocamp Kréta wirklich offen und die Bungalows für uns reserviert sind, waren wir doch sehr angenehm überrascht, dass alles reibungsfrei klappte. Auch drei weitere Ostwampen stießen zu uns, die den Weg ins Tschechische eigenständig unternommen hatten.

Nach einer kurzen Erfrischung begaben wir uns durch die alte Garnisonsstadt Richtung kleine Festung, die vor dem 2. Weltkrieg als Gefängnis diente, in der u.a. der Sarajevo-Attentäter Gavrilo Princip einsaß, nach der deutschen Okkupation schnell aber in ein Konzentrationslager umgewandelt wurde. Eine Führerin geleitete uns durch das Areal und deren Bauten und brachte uns den damaligen Alltag und die Zustände näher. Obwohl jeder von uns bereits das eine oder andere KZ oder eine Gedenkstätte besucht hatte, war auch diesmal wieder mit Entsetzen festzustellen, mit welcher widerwärtigen, sadistischen Art der Mensch seine Mitmenschen misshandeln kann, wenn er die entsprechende Macht dazu bekommt. Der Rundgang endete an den Wohnungen der Wärter, die wie so oft gesehen, wie selbstverständlich luxuriös ausgestattet waren. Jedem gesunden Menschenverstand muss bei derartigen Gesehenen einfach klar sein: Niemals darf dergleichen wieder geschehen, dafür muss man ein- und sich solchen Tendenzen klar entgegenstellen. Verharmlosung oder Leugnung darf nicht akzeptiert werden, wie das in letzter Zeit oft wieder versucht wird!

Beim abendlichen Beisammensitzen dann konnte ein jeder sich über den vergangenen Tag austauschen oder seine Gedanken einfach schweifen lassen. Schon vor der Heimfahrt am nächsten Tag, war aber allen klar, dass der Ausritt nicht nur uns alle wieder ein Stück weiter zusammengebracht hat, sondern wir konnten auch unsere „antifaschistische Batterie wieder aufladen“, wie einer das so schön benannte.
Wir bedanken uns bei der Gedenkstätte, speziell unserer Führerin und möchten hiermit zu Frieden, Freiheit und Menschlichkeit mahnen!