„Solidarität rockt einfach“

19.06.19

MC Kuhle Wampe Freiburg erhält den Berndt-Koberstein-Preis 2019

Wer war Berndt Koberstein?

Berndt arbeitete in Freiburg, war Gewerkschafter und Kommunist. Nach der sandinistischen Revolution ging Berndt 1983 nach Nicaragua. 1984 wurde im Norden, in der Kleinstadt Wiwili, der Freiburger Arzt „Tonio“ Pflaum von durch die CIA gestützte Contras ermordet. Pflaum hatte unter anderem auf den Zusammenhang von Krankheiten und schlechten Wasser aufmerksam gemacht. So gründete sich in Freiburg ein „Freundeskreis Tonio Pflaum“, später der Wiwili Verein. Dieser übertrug die Leitung eines Trinkwasserprojektes für Wiwili an Berndt Koberstein. Berndt lernte das Wasserleitungsbauen und ging Ende 1985 nach Nicaragua. Das Projekt war im Endstadium, als Berndt in einen Hinterhalt der Contra geriet, mit zwei weiteren Aufbauhelfern und drei Nicaraguanern im Sommer 1986 hinterrücks erschossen wurde. Er war bei seinen Kollegen und Genoss*innen sehr beliebt und wurde nur 30 Jahre alt. Berndt ist in der Provinzhauptstadt Matagalpa begraben, wo eine Schule seinen Namen trägt. Sein Grabstein trägt die Aufschrift „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“. Als Erstmaßnahme organisierte KW Freiburg „ein Motorrad für Nicaragua“ und schickte dieses mit einem Container voller Wasserleitungen an die Sandinistische Jugend in Wiwili. 2008 besuchten Christopher und Bernd O. das Grab in Matagalpa.

Freunde von ihm tragen nun seine Ideen weiter. Seit 2012 gibt es nun den mit 10.000 Euro dotierten Preis, der die Werte Solidarität, nachbarschaftliches Engagement und Stärkung gesellschaftlicher Basisinitiativen stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt.

Nun hat im Jahr 2019 in Freiburg der Motorradclub Kuhle Wampe diesen Preis erhalten. Die Gründe dafür sind auch darin zu sehen, dass die Jury ein klares politisches Statement gegen rechts setzen wollte. Im Mai 2019 waren (sind) in Freiburg Kommunalwahlen, an denen die AfD teilgenommen hat (teilnimmt), und dies mit offen faschistischen und rassistischen männlichen Kandidaten.

Ein weiterer Grund ist der Fakt, dass sich der Freiburger Club über einen Zeitraum von über 40 Jahren antifaschistisch auszeichnet. In den frühen 80er Jahren zum Beispiel gelang es den Wampen im südbadischen Wiesental eine rechte Märtyrerveranstaltung zu blockieren und damit dem Spuk ein Ende zu bereiten. 2002 verhinderten tausende Freiburger*innen eine NPD Demo, auch, weil die Wampen die Blockade des Hinterausganges des Bahnhofs mit 220 Motorrädern organisierten. Dieses antifaschistische Engagement zieht sich wie ein roter Faden durch die Freiburger Wampengeschichte.

Der Freiburger Club reiht sich damit lokal ein bei Preisträgern wie das in Freiburg entstandene Mietshäuser Syndikat, das südbadische Aktionsbündnis gegen Abschiebungen, das Linke Zentrum, der feministischen Geschichtswerkstatt, die Aktion Dritte Welt, aber auch einigen Preisträger*innen aus dem Kulturbereich.

Mehr dazu auch bei der Badischen Zeitung.