Grundsatzerklärung

 

(Stand: Januar 2024)

Präambel


Kuhle Wampe (Kühle Bucht) war der Name einer Zeltdorfkolonie am Rande Berlins während der Wirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre. Wie in dem gleichnamigen Film von Slatan Dudow unter Mitarbeit von Bertold Brecht gezeigt, wurden dort Sport- und Freizeitveranstaltungen, u. a. Motorradrennen, organisiert. In einer Zeit, die geprägt war von Massenarbeitslosigkeit und drohendem Faschismus, zeigte der Film am Beispiel Freizeitsport, dass die Interessen der Bevölkerung nur von ihr selbst und gemeinsam vertreten werden können.

Unsere Clubs haben sich den Namen „Kuhle Wampe“ gegeben, weil die wesentlichen Aussagen des Films heute noch Gültigkeit haben

Kuhle Wampe versteht sich als unabhängiger Verband von Motorradclubs in dem alle mitarbeiten können, sofern ihr Handeln unseren hier dargelegten Grundsätzen entspricht. Dazu gehört ein gegenseitiger respektvoller Umgang, auch bei unterschiedlichen Meinungen oder Ansichten. Um unsere Interessen in der Öffentlichkeit wirkungsvoller vertreten zu können, haben sich diese Clubs zu dem Verband der Motorradclubs Kuhle Wampe basisorientiert zusammengeschlossen. Damit haben wir uns eine Möglichkeit geschaffen, unsere Freizeit selbstorganisiert, sinnvoll nach eigenen Vorstellungen gemeinsam zu verbringen.

Solidarität ist unser Motto

Der gesellschaftlichen Wirklichkeit kann niemand entfliehen. Wer meint, sich heraus halten zu können, stärkt nur diejenigen, die unkritische oder unpolitische Menschen brauchen, um ihre Geschäfte betreiben zu können. Wir treten diesen Entwicklungen mit eigenen Aktivitäten entschlossen entgegen. Eine zentrale Aussage des Films Kuhle Wampe oder: wem gehört die Welt? ist die Aufforderung zum gemeinsamen Handeln. Darum suchen wir den Kontakt zu gleichgesinnten Menschen und Organisationen, um gemeinsam rechten und unsozialen Tendenzen in unserer Gesellschaft Einhalt zu gebieten. Für uns heißt gelebte Solidarität unter anderem:

  • Unterstützung von geflüchteten Menschen
  • Förderung inklusiver Lebensentwürfe und Aktivitäten
  • Unterstützung von und Mitarbeit in anderen politischen Initiativen und Hilfsorganisationen
  • Engagement für Umwelt- und Naturschutz
  • Einsatz für unabhängige Presse, freie Meinungsäußerung und Demonstrationsrecht
  • Gewerkschaftsarbeit zur Stärkung von Arbeitnehmer*innenrechten und einer gerechten Verteilung der Wertschöpfung

Kuhle Wampe ist für Motorradfahrende, die ihre Interessen in der Verkehrspolitik vertreten wollen

Wir sind im Straßenverkehr und in der Verkehrsplanung benachteiligt. Zum Beispiel fehlt es an Parkplätzen, sichereren Fahrbahnbegrenzungen (Doppelleitplanken und Unterfahrschutz) und Alternativen zum Verbrennungsmotor mit passender Reichweite zu adäquaten Preisen. Wir sind Teil unterschiedlicher nationaler und internationaler Gremien wie z. B. der FEMA (Federation of European Motorcyclists Association) und der BAGMO (Bundesarbeitsgemeinschaft Motorrad).

Kuhle Wampe ist für Menschen, die ihre Freizeit sinnvoll gestalten wollen

Wir führen Aktionen zu politischen Themen durch, bieten Diskussionsforen und Kulturelles. Bei Sicherheits- und Kurventrainings, durch die Weitergabe von persönlichen Erfahrungen und gemeinsame Schraub-Aktionen werden Mitglieder und Freund*innen mit dem Motorrad vertraut gemacht. Wir organisieren gemeinsame Fahrten, Treffen, Urlaub, Sport und Spaß für uns und andere.

Kuhle Wampe ist für den radikalen Ausbau erneuerbarer Energien

Wir arbeiten mit anderen Gruppen für die Abschaffung der zivilen und militärischen Nutzung der Atomenergie zusammen und wehren uns gegen Atommülltransporte und unsichere Endlagerung radioaktiven Materials. Außerdem arbeiten wir mit unterschiedlichen Gruppen gegen den Braunkohletagebau zusammen – veraltete Technologien, die Menschen ihr Zuhause nehmen und bekannt sind für ihre Umweltschädlichkeit wollen wir nicht hinnehmen und engagieren uns für den Erhalt der bedrohten Wälder und Dörfer. Wir sind für den Einsatz erneuerbarer Energiequellen an Stelle der fossilen Brennstoffe.

Krieg und Faschismus beginnen in den Köpfen der Menschen

Die Lehre aus einem hemmungslosen Nationalismus und dem Schrecken des Krieges ist im Bewusstsein der Menschen kaum noch präsent. Die Vernunft wird von parteipolitischem und wirtschaftlichem Kalkül verdrängt. Durch Kriege, Umweltkatastrophen, Wirtschafts- und Energiekrisen verursachtes Elend und die Flucht vor diesem Elend sind Realität. Viele Menschen verlieren ihren Lebensraum, sind in ihrer Existenz bedroht und stehen dem hilflos gegenüber. Wir wissen um den Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Krieg und Klimakatastrophe.

Existenzängste, die durch Nationalist*innen, Autokrat*innen und Kapitalist*innen geschürt werden, entsolidarisieren die Menschen und hetzen sie gegeneinander auf. Frieden kann am besten durch das friedliche und solidarische Handeln aller Menschen erreicht und gesichert werden. Wir verstehen uns als konsequente Antifaschist*innen und wollen mit dafür Sorge tragen, dass weder alte noch neue Nazis die Möglichkeit haben, ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten oder ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Wir stehen für eine fortschrittliche, solidarische Politik, für den Frieden und für Völkerverständigung. Unser Engagement richtet sich gegen rechte Politik, Kriegstreiberei und den alltäglichen Rassismus.

Kuhle Wampe ist für Gleichberechtigung

Wir treten der Benachteiligung von Menschen entgegen. Für viele ist es nach wie vor schwierig, sich in der „Männerdomäne“ Motorradfahren zu behaupten. Wir in Kuhle Wampe wollen unsere Sensibilität dafür weiterentwickeln, wann und durch welche Verhaltensweisen Menschen eingeschränkt, diskriminiert und an den Rand gedrängt werden.
Um nicht allein bei einem veränderten Bewusstsein stehenzubleiben, sind solidarisches Miteinander und praktische Umsetzung gefordert. Hierfür gibt es keine Patentrezepte, wir berücksichtigen die individuellen Erfahrungen und Bedürfnisse der einzelnen Menschen.

Kuhle Wampe – Solidarität ist unser Motto

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