Japanische Vierzylinder – die einzig wahren Moppeds!

14.06.12

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Also mal ehrlich, ein echtes Motorrad hat einen Reihen-4-Zylinder, kommt aus Japan und da muss Yamaha draufstehen. Letzteres mag daran liegen, dass ich mich über die Jahrzehnte von den unverändert konstruierten Lenkerschaltern und anderen Standardbauteilen abhängig gemacht habe. Die kann ich mit verbundenen Augen reparieren, und ich kenne eine Menge Tricks, wie man mit Bindfaden, einem Stück Holz und einer Lüsterklemme weiterkommt.

 

Ich hab’ nach meiner Yamaha XJ 650 ja schon mal 2-Zylinder gefahren. Eine Yamaha TR1. Die hat sich 1980 als Straßenmaschine mit ihren 70 PS nicht durchsetzen können, weil vergleichbare 1000er deutlich stärker rüber kamen. Sicher ein Opfer des damaligen Geschmacks, denn sie kommt mit schmaler Silhouette, langem Radstand und einem tollen Drehmoment aus dem Keller noch heute schön daher. Dazu hatte ich sie noch mit einem M-Lenker ausgerüstet – schön bescheuert. Allerdings gab’s da einige Nachteile. Ein Motorrad muss man innerhalb der ersten 1000 m warm fahren können, weil ein Mann nämlich seinen Weg gehen muss. Der Anlasser war noch nicht so gut konstruiert und setzte am Ende sogar die Elektrik in Flammen. Alles in Allem: Etwas empfindlich, das gute Stück.

 

Ein Sporttourer aus den 90iger Jahren soll es sein

 

Jetzt sollte mal was Sportliches her. Bei der jährlichen Regionsausfahrt an der Machtemesmühle haben wir so manche Superrunde gedreht. Und ich bin noch immer begeistert von Andreas’ seine feuerrote Honda VFR 750. Das ist ein Sporttourer mit V4-Motor aus den 90ern. Ausgereifte Technik und mittlerweile echt bezahlbar.

 

Für die Suche im Internet habe ich also mit folgenden Kriterien geguckt: 2500,- €, Sporttourer und 100 PS. Ja, und da blinkte doch immer wieder die Thunderace auf. Yamaha hat die YZF 1000 R Mitte der 90er als Topsportler auf den Markt gebracht. Schnell wurde jedoch klar, dass die Konkurrenz Suzuki GSX-R und Kawa mit 20 bis 30 Kilogramm weniger Gewicht daherkamen. Wieder einmal ein echtes K.O.-Kriterium unter den jungen Wilden, die für ihr Geld natürlich nur das Top Material kaufen. Yamaha hat auch nicht großartig nachgebessert, denn die völlig neu konstruierte YZF R1 war schon in der Pipeline. Diese Maschine kam 1997 auf den Markt und war dann wieder radikal auf Sportlichkeit ausgelegt, mit konkurrenzfähig niedrigem Leistungsgewicht und noch kürzeren Kolbenhemden – wie ich schon bald aus der innersten Ansicht selber vergleichen konnte. Stattdessen wurde der YZF 1000 R ein Thunderace angehängt, was in Aachen doch tatsächlich mit Donnerarsch übersetzt wird. Das ist ein Sporttourer – also etwas weniger sportliche Sitzposition und Gepäckhaken für den Rücksitz. Der Motor war nicht so nervös und mit seiner Elastizität außerordentlich alltagstauglich. Gewissermaßen auch ein Klassiker, der nicht oft verkauft wurde.

 

Ich kaufte auch gleich die Erste, die ich mir angeguckt habe. Ich werde doch meine Zeit nicht mit aufwendigen Recherchen verschwenden. Und übrigens: Ist sie nicht schön? Mein näheres Umfeld reagierte mit Sorge auf den Kauf eines 150 PS-Boliden, die ich allerdings mit einem Hinweis auf meinen ausgeglichenen Charakter leicht entkräften konnte. Allerdings verweigert jedes Familienmitglied die Mitfahrt – so nach dem Motto: Hast Du Dir mal den Soziussitz angeschaut? Ohne mich! Die Enduro-Kumpel wandten sich angesichts dieses geputzten Joghurtbechers angewidert ab. Aber bei denen reicht es ja auch immer nur zu Reise BMW oder ölendem Engländer. Ich bin so allein – lass mich bei Dir sein. …

 

Dieter, MC Kuhle Wampe Aachen

 

Fortsetzung in Megaphon 2 / 2012